Ich sehe mir ja gerade Vampire Diaries an, bzw. möchte ich das eigentlich gerne, denn die Grundgeschichte, Mädchen zwischen "Kuschelvampir" und Bad Guy, finde ich natürlich sehr spannend. Doch irgendwie wird mir die ganze Sache sehr verleidet und zwar durch die Auswahl der Darsteller und deren ganzem Habitus.
Mag sein, dass es daran liegt, dass ich eigentlich nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, oder dass ich aus meiner Jugend (die eigentlich noch nicht mal wirklich vorbei ist, jedenfalls meinem Gefühl nach, trotz nahender 3 vorne) noch anderes gewohnt bin, aber ich finde diese Parade an Modeltypen einfach extrem störend.
Natürlich hat Schönheit schon immer eine große Rolle gespielt, wenn es darum ging Rollen zu besetzen, das ist mir klar, aber ich finde langsam wird es wirklich zu extrem. Ein Beispiel, das mir eingefallen ist, ist
Willkommen im Leben aus den 90ern. Natürlich sieht Claire Danes gut aus, aber sie sieht eben nicht so aus, als würde sie morgens überlegen ob sie noch ein drittes Blatt Salat essen darf. Sie wirkt authentisch und normal, man kann sich mit ihr identifizieren.
Doch was sind diese halb verhungerten Size Zero Kleiderhaken denn für ein Vorbild? Was sagen sie einem? "Iss bloß nicht zu viel!"? "Lass dir alle Makel weg färben/bleichen/schnippeln!"? "Sei bloß nicht anders!" Wobei letztendlich doch genau das die Botschaft ist; werde zur geklonten Grinsebacke, egal zu welchen Preis. Ich fühle mich dabei sehr unwohl, ich bin nicht Teil des ganzen, aber ich erinnere mich nur zu gut an meine eigene Schulzeit und wie schrecklich unangenehm und verstörend ich diesen ganzen Beliebtheitsmist fand. Wenn ich dann weiter denke, was ich so immer mal an Fetzen mitbekomme, wie Jugendliche sich gebärden und dazu rechne, was die so konsumieren, dann entsteht in meiner Vorstellung ein sehr unschönes Bild. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe! Und zum Glück muss ich mir das auch alles nicht ansehen. Ich werde mir Vampire Diaries zwar erstmal noch weiter ansehen, auch wenn ich bisher noch nicht mit dem Herzen dabei bin, was nicht nur an den Darstellern liegt, ich finde die Geschichte wurde bisher sehr oberflächlich erzählt.
Ich kann ja verstehen, dass die Produzenten hip sein wollen und auch müssen und ich gebe zu, ich finde es natürlich ansprechend, Ian Sommerholder (den ich weit erträglicher finde, als bei Lost), da als eye candy halbnackt zu sehen, aber dieser Overkill an schönen Körpern und Gesichtern schafft doch ein ganz falsches Bild. Die Relation von extrem "gut" aussehenden zu "normalen" Menschen stimmt ja überhaupt nicht und ist in keinster Weise wirklichkeitsnah.
Um zum Abschluss nochmal eine aktuelle Diskussion anzusprechen: Eine
Amanda Palmer, die halbnackt mit haarigen Achseln und Beinen über den roten Teppich der Golden Globes schreitet und dabei eine Welle der Empörung (über die Haare, ihr angebliches "Fame-Whoring", oder auch das durchsichtige Kleid, ein paar fanden sie auch einfach zu fett...) verursacht ist mir hundert Mal lieber als eine ganze Legion austauschbarer Püppchen mit Einheitsgesicht, Einheitslook und festgetackertem Grinsen, die wenn sie Persönlichkeit haben sollten, sich nicht mal trauen würden, diese zu zeigen.
Girl Anachronism - Freitag, 29. Januar 2010, 17:58