Rezension: "Silberlicht" von Laura Whitcomb
Helen ist ein Geist, oder auch Licht, wie sie im Verlauf des Buches genannt wird. Um auf der Erde zu bleiben klammert sie sich an Menschen, ihre Bewahrer, die allesamt Schrifsteller oder Dichter sind und die sie inspiriert, indem sie ihnen während des Schreibens ins Ohr flüstert. 130 Jahre lang wandelt sie so unsichtbar, bis ihr eines Tages etwas Seltsames passiert - jemand sieht sie an! Dieser Jemand ist James, der bis vor kurzem selbst, wie Helen, ein Licht war und jetzt im Körper eines Jungen steckt, dessen Seele sich vom Körper getrennt hatte. Die Beiden sind voneinander fasziniert und fühlen sich schnell zueinander hin gezogen. Damit sie sich auch körperlich nah sein können, machen sie sich zusammen auf die Suche nach einem Körper für Helen, der ebenfalls leer ist. Sie finden Jenny, deren furchtbar religiöse Eltern sie so sehr gegängelt haben, dass sie ihren Körper verlassen hat...
Meinung:
Auf den ersten paar Seiten hat mich das Buch doch sehr verwirrt, ich wusste nicht was gerade passiert, was das alles soll und was überhaupt los ist. Ich denke das hat die Autorin absichtlich gemacht, denn schließlich weiß Helen auch zuerst nicht was mit ihr passiert, vor allem als sie ihre erste Bewahrerin findet, mir wäre es allerdings lieber gewesen, wenn es doch etwas weniger verwirrend angelegt worden wäre. Außerdem störte mich die starke religiöse Einfärbung, gut es passt zu einem Charakter aus der Zeit in der Helen lebte, aber ich fand es dann doch etwas zu viel. Religiosität und Spiritualität sind allerdings Themen, die sich sich durch das ganze Buch ziehen, was mich sehr überrascht und erstaunlich wenig gestört hat (im Allgemeinen sind religiöse Themen für mich sehr uninteressant bis nervig). Gegen Helens "reinen" Glauben, der für sie hoffen lässt und ihr Mut macht, sie aber nicht einschränkt, wird der religiöse Wahn von Jennys Eltern gestellt, die ihre Kleidung ausmessen, damit man ja keinen Zentimeter zu viel Haut sieht und ihr eigentlich alles verbieten, was nichts mit der Gemeinde zu tun hat. Wie scheinheilig das ist, zeigt sich später noch.
Die eigentlich Hauptgeschichte, ist aber die Liebesgeschichte zwischen Helen und James, die für mich sehr schön erzählt ist. Sie entwickelt sich fast automatisch und fühlt sich ganz natürlich an, so als hätten die Beiden nur darauf gewartet sich zu begegnen. Da gibt es keine überdramatischen Hindernisse, keine aufgeblähten Liebesschwüre nur zwei interessante und sehr unprätentiöse Charaktere. James ist eh ein Gentleman mit einem in jeder Hinsicht angenehmen Wesen, ich mochte ihn während des Lesens sehr!
Als Helen dann endlich - so viel sei verraten - Jennys Körper in Besitz genommen hat, fallen die Beiden auch gleich übereinander her, das ist zwar nicht unbedingt schicklich, aber es sei ihnen gegönnt. Vor allem weil sie ja ansonsten damit zu kämpfen haben sich im Leben ihrer "Wirte" zurecht zu finden und es zu schaffen, dass sie Zeit miteinander verbringen können.
"Silberlicht" ist ein sehr sehr schönes Buch mit Tiefgang, das niemals aufdringlich ist, sondern vieles eher impliziert, wo andere Bücher einem alles um die Ohren hauen. Ich habe es innerhalb von knapp 2 Tagen verschlungen (und ich bin ein eher langsamer Leser) und hatte am Ende dann doch ein kleines Tränchen im Auge. Absolute Leseempfehlung!
P.S.: Der Aufdruck vom neuen "übernatürlichen Traumpaar" ist fast schon eine Frechheit und wird dem Buch in keinster Weise gerecht!
Girl Anachronism - Montag, 5. April 2010, 18:06
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